„Verneige mich vor deiner Lebensleistung“

  03.03.2024    Kreis Wetterau Kreis News Kat. (allg) Berichte
Karin Scheunemann tritt nach über 50 Jahren im Leichtathletik-Ehrenamt ab. Nach dem Kreistag wird sie gebührend verabschiedet. Weckler, Krank, Schuder, Wulf und Laudator Eisinger würdigen.

Es war ein Abend voller Emotionen im Plenarsaal des Kreishauses in Friedberg. Karin Scheunemann, die Grand Dame der Wetterauer Leichtathletik, hatte von 1972 bis zuletzt ehrenamtliche Positionen in verschiedenen Leichtathletikvereinen und -verbänden inne. Nach zwölf Jahren an der Spitze des Leichtathletikkreises Wetterau trat sie beim Kreistag am 1. März 2024 nicht mehr zur Wahl an und beendete damit nach rund 52 Jahren ihre Funktionärslaufbahn in der Leichtathletik. Bei den Grußworten von Landrat Jan Weckler, Bad Nauheims 1. Stadtrat Peter Krank, Klaus Schuder (Präsident des Hessischen Leichtathletik-Verbandes), des Sportkreisvorsitzenden Jörg Wulf und Laudator Günter Eisinger verdrückte Scheunemann die eine oder andere Träne.

Im Alter von 78 Jahren sagt die Bad Nauheimerin Karin Scheunemann wohlverdient Adieu. Ihr Engagement über die vergangenen sechs Jahrzehnte in Gänze zu beschreiben – kaum möglich. Ehrennadeln, Preise und Auszeichnungen hat Scheunemann dafür erhalten, bis hin zum Bundesverdienstkreuz am Bande im vergangenen Jahr. Sie sei die „wahrscheinlich hoch dekorierteste Frau im Wetteraukreis“, sagte Eisinger in seiner launigen Laudatio, Schuder stellte sie auf eine Stufe mit den verdientesten Frauen im HLV.

"Wahrscheinlich hoch dekorierteste Frau im Wetteraukreis"

Karin Scheunemann war Frauenwartin, Zweite Vorsitzende und zuletzt Vorsitzende im Leichtathletikkreis Wetterau, Schülerwartin im Hessischen Leichtathletik-Verband, stand dem LSC Bad Nauheim vor, kämpfte in Funktion für ihren Verein unter anderem um eine Kunststoffbahn im Waldstadion und brachte den seit vielen Jahren national etablierten Jedermann-Zehnkampf auf die Schiene. Als Athletin, Trainerin, Kampfrichterin und Betreuerin war sie ohnehin aus den Leichtathletikstadien der Republik nicht wegzudenken. Seit 1961 ist sie Mitglied im LSC Bad Nauheim, zwischenzeitlich war sie sportlich auch für die TG Melbach erfolgreich.

„Ich verneige mich vor deiner Lebensleistung“, beendete Peter Krank sein Grußwort. Um dies zu erreichen, seien laut Eisinger eine Reihe von Eigenschaften notwendig gewesen, die Scheunemann an den Tag lege. „Sie ist nie aus der Ruhe zu bringen, lässt sich nicht verbiegen, ist keine Quotenfrau. Eine Kämpferin, fleißig und hartnäckig, streitbar aber nie streitsüchtig“, fasste Eisinger, langjähriger Weggefährte unter anderem durch den Lehrerberuf der beiden in Friedberg (Eisinger, Burggymnasium) und Bad Nauheim (Scheunemann, Ernst-Ludwig-Schule), zusammen.

"Rückgrat unserer Gesellschaft"

Karin Scheunemann habe „unglaublich viel geleistet“, habe „das Bild des Sports geprägt“ und für die „Blutzufuhr der Vereine“ gesorgt, führte Weckler aus, während Krank ihre „Unermüdlichkeit und Ausdauer, ihre Vorbildfunktion als Sportlerin und Funktionärin und Gestaltungskraft“ hervorhob. „Hinter einer starken Frau steht ein starker Mann“, drehte Weckler das Sprichwort um, auch Wolfgang Scheunemann wirkte über viele Jahre in verschiedenen Positionen in der Leichtathletik und wurde einst gemeinsam mit seiner Frau mit dem Sportehrenpreis ausgezeichnet. „Menschen wie Karin Scheunemann sind das Rückgrat unserer Gesellschaft“, sagte Krank, Schuder sprach einen „Riesendank“ an Scheunemann aus und bewunderte ebenso ihr Durchsetzungsvermögen.

„Ich bedaure zutiefst dein Ausscheiden, kann es aber verstehen. Diese Entscheidung und deine Lebensleistung verdienen Respekt“, befand Jörg Wulf. Scheunemann sieht „den richtigen Zeitpunkt“ gekommen, zumal die Nachfolge im Leichtathletikkreis geklärt war. „Der Vorstand ist erfahren, hat eine gute Mischung“, sagte sie in ihrer Gegenrede, in der sie sich dankbar zeigte, „so viele Weltklasseathleten und Menschen in der Leichtathletik kennengelernt“ zu haben. Die „unvorstellbare Freude am Sport“ habe sie vom Vater mitgegeben bekommen, die große Wissbegierde von ihrer Mutter.

Eine Mischung, die Karin Scheunemann offensichtlich guttat. Mit jeder Menge Blumensträußen und Geschenken verließ sie das Kreishaus zu später Stunde, nach vielen netten Worten der Genannten und vielen guten Gesprächen beim gemütlichen Zusammensein im Anschluss. Das Ambiente im Kreishaus, der Kreistag sowie die Kreisrekordehrungen zuvor – es war ein Abend mit einer Emotionalität und Würdigung verdienter Leistungen, wie ihn die Wetterauer Leichtathletik noch nicht erlebt hatte.