Maryse Luzolo schlägt Weltmeisterin Mihambo - Gianluca Puglisi mit "Alltime-Best" - starker Saisoneinstieg von Oliver Koletzko

  18.01.2021    Leistungssport Wettkampfsport

Mit der klaren Favoritenrolle ist es manchmal so eine Sache. Nicht immer klappt es, der „Papierform“ gerecht zu werden. So geschehen am zweiten Wettkampftag des „Frankfurter Wintercups“ im Weitsprung der Frauen. Es war ein toller Wettkampf im Sportzentrum Kalbach, bei dem sich Top-Favoritin Malaika Mihambo (LG Kurpfalz) und Maryse Luzolo (Königsteiner LV) ein extrem spannendes Duell um den Sieg lieferten. Die Weltmeisterin von Doha und die Taunus-Athletin legten beide im ersten Durchgang exakt 6,52 Meter vor. Beide Springerinnen hatten ihre zweitbeste Weite bei 6,33 Metern, so dass der drittbeste Sprung über den Sieg entscheiden musste. Hier brachte Maryse 6,32 Meter aus dem zweiten Durchgang in die Wertung, so dass die KLV-Athletin „Deutschlands Sportlerin des Jahres“ (6,18 Meter im fünften Durchgang) auf Distanz halten konnte und sich den Tagessieg schnappte. Beide Weitenjägerinnen werden mit ihren 6,52 Metern von Kalbach aktuell auf dem zweiten Platz der europäischen Jahresbestenliste geführt. Für die Hallen-EM in Torun verlangt der Deutsche LA-Verband (DLV) jedoch stramme 6,80 Meter. Man darf gespannt sein, welche Athletinnen bei dem aktuell sehr stark eingeschränkten Wettkampfangebot diese Weite in dem kurzen Zeitfenster bis zur Nominierung packen. Der dritte Platz im Weitsprung ging mit 6,38 Metern an Merle Homeier (LG Göttingen). Lediglich sieben Zentimeter dahinter rangierte Julia Gerter, die sich damit nach auskurierter Achillessehnen-Verletzung erfolgreich im Wettkampfgeschehen zurückmeldete. Beim Nachwuchs der U18 verfehlte Josephine Otto (LAV Kassel) mit 5,97 Metern nur ganz knapp eine Sechser-Weite. Eine Klasse für sich war im Kugelstoßen die junge Eintrachtlerin Curly Brown (noch W15), die in der älteren U18 ihren Gegnerinnen mit starken 13,67 Metern nicht den Hauch einer Chance ließ.

Einen ganz starken Auftritt unter dem Hallendach hatte Vanessa Grimm (Königsteiner LV). Die amtierende deutsche Meisterin im Fünfkampf (2020 in Leverkusen) unterzog sich im Dreikampf einem Formtest. Und die stimmt allemal. Grimm legte mit 8,65 Sekunden über 60 Meter Hürden gleich bestens los. Es folgte eine Hallen-PB von 1,75 Metern im Hochsprung und eine absolute Bestmarke (14,55 m) im Kugelstoßen. Das ergab in Summe 2731 Punkte und damit der ganz überlegene Sieg vor Sophie Weißenberg (TSV Bayer 04 Leverkusen/2457 Pkt.) sowie Lilian Tösmann (Eintracht Frankfurt/2455 Pkt.). Beim Nachwuchs der U20 waren Jenna Fee Feyerabend (TV Groß-Gerau/2362 Pkt.) und Lilly Müller (LAV Kassel/2021 Pkt.) mit von der Partie. In der jüngeren U18 sammelte Emma Scholl (TSV Frankenberg) 2016 Zähler.

Richtig weit hinaus ging es im Weitsprung der Männer für einen Athleten im weinroten Trikot des Königsteiner LV. Gianluca Puglisi, Trainingspartner von Luzolo in der Gruppe von Erfolgscoach Jürgen Sammert, flog im zweiten Durchgang auf hervorragende 7,84 Meter. Damit toppte der in seinem Medizinstudium stark eingespannte Springer als Zweiter seine Hallen- (7,77 m) und auch Freiluft-Bestmarke (7,82 m). Der Sieg wurde mit starken 7,94 Metern eine Beute von Fabian Heinle (VfB Stuttgart), der nach langer Verletzungspause ein gelungenes Comeback feierte. Einen tollen Saisoneinstieg hatte in der U20 auch Oliver Koletzko (Wiesbadener LV). Der Bundeskaderathlet ging gleich im ersten Durchgang mit 7,36 Metern in Führung, hatte dann vier ungültige Versuche, ehe er im letzten Durchgang noch einige Zentimeter draufpackte und schließlich bei starken 7,51 Metern im Sand landete. In der jüngeren U18 trug sich Sebastian Kleta (TV Gelnhausen) mit 6,92 Metern in die Siegerliste ein. Sein Zwillingsbruder Esteban (ebenfalls TVG) musste mit 6,73 Metern (3.) zufrieden sein.

Das Geschen im Kugelstoßring war fest in Eintracht-Hand. Michael Neuenroth (U18) markierte 15,39 Meter (5 kg). Marius Karges (U20) hielt mit 14,33 Metern (6 kg) seinen Teamkollegen Lovro Maras (13,98 m) auf Abstand. Im Vierkampf der Männer lag nach drei Disziplinen Lokalmatador Andreas Bechmann (Eintracht) in Front, der besonders mit glatten fünf Metern im Stabhochsprung gefiel und gute 14,22 Meter im Kugelstoßen ablieferte. Bei den abschließenden 600 Metern (1:24,53 min.) konnte WM-Starter Tim Nowak (SSV Ulm) das Blatt aber noch wenden und den Gesamtsieg (3262 Pkt.) bejubeln. Auch Kai Kazmirek (LG Rhein-Wied/3152 Pkt.), er hatte seine beste Einzelleistung mit 8,17 Sekunden über die 60 Meter Hürden, zog noch an dem Eintrachtler vorbei.

Beim HLV-Nachwuchs machten Björn Langer (LG Wettenberg/1889 Pkt. in der U20) sowie Markus Wagenleitner (Königsteiner LV/2155 Pkt. in der U18) ihre Sache gut und freuten sich, einmal zusammen mit Athleten der nationalen Zehnkampf-Elite an den Start gehen zu können.

Die Eintracht Frankfurt hatte als örtlicher Ausrichter ein sehr gutes Hygienekonzept umgesetzt, zu dem auch Corona-Schnelltests für Athleten, Trainer und Betreuer vor dem Betreten der Halle gehörten.

erstellt von Text & Fotos (Archiv): Jens Priedemuth